Category: Bewegtbild

Jugend nach 9/11: Anyone But Me

Dank der Queerulantin habe ich die Webserie Anyone But Me entdeckt. In den bisher drei kurzen Folgen geht es um die 16-jährige Vivian, die mit ihrem Vater zu ihrer Tante zieht – von New York City in die Kleinstadt. Vivian muss sich in die neue, sehr winzige Highschool einfinden und vermisst ihre Liebste ganz schrecklich. Die Serie hat sich das Leben von Jugendlichen, die die Welt vor 9/11 nicht kennen zum Thema gemacht.

Anyone But Me kommt angenehm unaufgeregt daher, und ich habe mich sofort in die Stimme von Hauptdarstellerin Rachael Hip-Flores verliebt. Ab Dienstag läuft die neue Folge bei Strike.tv. Darauf freue ich mich schon.

Zwei feministische Werkstätten und eine Veranstaltung zum Grundeinkommen

Nach der Sommerpause nimmt die Feministische Werkstatt in Hamburg wieder ihre zwei-monatliche Routine auf. Für Oktober und Dezember sind Veranstaltungen zu Arbeit/Arbeitszeitverkürzung und zum Aufbrechen heteronormativer Familienbilder geplant. Zwei sehr spannende Themen, und der Film “natürlich: kai“, der im Dezember gezeigt wird, ist wirklich toll! Im Oktober wird es außerdem eine weitere Veranstaltung zum bedingungslosen Grundeinkommen geben. Zeit, Ort und Details nach dem Klick!
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Ein ganz toller Film: Persepolis

Als ich vor einigen Jahren in einem Buchladen zum ersten Mal den Comic von Marjane Satrapi in den Händen halt, sprach mich der Zeichenstil sehr an. Doch damals war ich gerade zum ersten Mal mit der Kritik an eurozentristischem Feminismus in Berührung bekommen und dachte ich mir vorschnell “Mhm, aber ergötzen wir weißen Westlerinnen uns da nicht am Bild der unterdrückten Frauen in islamischen Ländern, denen es zu helfen gilt?” Ich stellte das Buch zurück ins Regal.

Weil ich bisher nur Gutes über den Film gehört hatte, war ich dann am Dienstag im Kino. Die Geschichte ist aus der Perspektive der kleinen Marjane erzählt, die aus einer regimekritischen Familie stammt, für die die Revolution 1979 mit sehr viel Hoffnung verbunden war. In den Jahren darauf verändert sich der Iran, die immer rebellische Marjane geht schließlich nach Wien, wo sie nihilistische Punks trifft, und im Fernsehen Derrick läuft.

Der Zeichenstil, der hauptsächlich mit großflächige schwarz/weiß Kontrasten und Grautönen arbeitet, macht sich im Kino sehr gut, weil dadurch die Details so betont werden. Persepolis hat witzige Dialoge und Bilder, ist lehrreich und stellenweise auch sehr traurig. Und: Es kommen mehr als zwei Frauen vor, die sich miteinander unterhalten, und zwar nicht über Männer. Die Darstellung der weiblichen Figuren in diesem Film ist wirklich eine seiner Stärken. Marjane hat eine tolle Mutter und eine großartige Oma. Meinen kulturrelativistischen Standpunkt von damals habe ich relativiert. Persepolis bedient nicht den paternalistischen Blick, sondern zeigt die individuellen, politischen Kämpfe im Iran nach der islamischen Revolution. Ich bin schwer begeistert und werde die Comics von Satrapi jetzt doch lesen.